Mittwoch, 10. November 2010

Mein Leben als Ausländer - Germän Sausäge unterm Hakenkreuz

Die meisten Exildeutschen beklagen einen Mangel an heimatlichen Genüssen - in Thailand ist sogar die Versorgung mit Leberkäse und Senf gesichert. Und mit Hakenkreuzen, musste SPIEGEL-Korrespondent Thilo Thielke feststellen.

Eines gleich vorweg: Man spricht sehr oft Deutsch in Thailand, und selbst ein heimwehkranker Korrespondent darf sich hier eigentlich nicht beklagen. In Ottos Schwarzwaldstube gleich um die Ecke bekommen wir bestes Brot und selbst Riesling, Äppelwoi oder Weißbier, falls es einen danach gelüsten sollte. Es gibt Gummibärchen, importierten Scheibenkäse und auch sonst so ziemlich alles, was des Teutonen Herz begehrt. Deutsche Bücher lassen sich in diversen Buchhandlungen auftreiben; Backpacker sind dort ihre zerlesenen Schwarten losgeworden.

Im Restaurant servieren Thailänderinnen im Dirndl Currywurst und Leberkäs. Es gibt sogar meinen geliebten Löwensenf; den habe ich in Nairobi, wo wir vorher waren, immer schrecklich vermisst. Besucher aus Deutschland mussten ihn tubenweise nach Kenia mitschleppen. Es gibt eben Dinge, für die findet man nur schwer Ersatz. Senf gehört für mich dazu.
Einwandfrei läuft in Thailand auch die Versorgung mit deutschem Fernsehen und Filmen aus der Heimat: Save.tv heißt der Zauber. Aus dem Internet laden wir uns nachts die "Tatort"-Folgen herunter, die wir am nächsten Abend gucken. Oder auch Bundesliga. Wobei das nicht mehr allzu viel Spaß macht, wenn man das Ergebnis schon kennt.

Um das kulturelle Angebot abzurunden, schreiben sich ein paar hängengebliebene deutsche Auswanderer in einer Postille namens "Tip" jede Woche den Frust von der Seele. Etwas betulicher berichtet das deutschsprachige "Pattaya-Blatt", und ein gewitzter junger Mann betreibt sogar einen deutschsprachigen Radiosender, in dem Heino und die Spatzelruter Fichten (oder so) gespielt werden. Oktoberfest wird hier an jeder Ecke gefeiert, im Frühjahr gibt es im deutschen Biergarten Grünkohlessen, und am Tag der Deutschen Einheit macht die Botschaft irgendwas.

Ansonsten sind die Thailänder gastfreundlich. Sie produzieren Kartoffelchips mit Bratwurstgeschmack ("Germän Sausäge") und haben ein Bier kreiert, das Federbräu heißt. Nur manchmal treiben sie es für meinen Geschmack etwas zu weit. Neulich begegnete mir auf der vielbefahrenen Sukhumvit ein gutgelaunter Herr im Hakenkreuz-T-Shirt. Und auch sonst findet man Nazi-Symbole an fast jeder Ecke: Zigarettenetuis mit Hakenkreuzen, Plastikstahlhelme mit SS-Runen, die bei den Mopedfahrern in Pattaya so beliebt sind, oder Sticker, Aufnäher, Schweißbänder oder Piratentücher mit dem Hakenkreuz.
Auf dem Chatuchak-Wochenendmarkt verkaufen sie Nazi-Fahnen. Neulich wurde mir am Rande einer Demonstration der sogenannten Rothemden Hitlers "Mein Kampf" angeboten. Gelegentlich kreuzt eine schwarze Limousine mit Hakenkreuz-Standarte und einem Riesen-Hakenkreuz auf der Kühlerhaube meinen Weg. Motto: Deutschland, Deutschland übel alles.

Thilo Thielke ist SPIEGEL-Korrespondent in Bangkok.

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,722943,00.html

3 Kommentare:

  1. Hallo,

    in der Tat gibt es in Thailand inzwischen alles, was das deutsche Herz begehrt.

    Bei unserem letzten Besuch konnte ich eine deutsche Metzgerei besichtigen. Sie gehört einem Deutschen, bzw. seiner thailändischen Frau und die Wurst war sehr gut.

    Übrigens, warum regen sich "die Deutschen" eigentlich immer auf, dass sich die Ausländer in Deutschland nicht integrieren und die deutsche Sprache nicht sprechen.

    Mann muss nur Deutsche im Ausland sehen, z.B. in Thailand - die schotten sich richtig gut ab.

    Wer von denen spricht mehr als 2 Worte Thai?

    Gruß

    Volker

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  2. Ich muss dir zum Teil Recht geben Volker aber es beschwären sich nichtwirklich viele und das Problem ist wenn sich jemand in Deutschland über einen Ausländer beschwert wird er gleich als Nazi abgestempelt obwohl das 2 verschiedene Welten sind. Ich denke mal wenn du ins Ausland gehst nach Thailand oder sso dann sagst du auch zu keinem dort du scheiß Thailänder oder so die Köpfen dich dort in Deutschland sagt ein Türke zu nem Deutsch du scheiß Deutscher dann passiert nichts das ist das Problem
    aber Trotzdem schöner Artikel
    Gruß
    Markus

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  3. Der große Unterschied ist ja wohl, das die Farangs, welche nach Thailand kommen, Geld mit bringen und nicht den Thais zur Last fallen. Wenn du dort kein Geld hast, bist du auch schnell wieder aus dem Land heraus. Es ist auch besser sich von den Thais abzuschotten, die bringen einem nicht Gutes. Zum Geld ausgeben braucht man kein Thai zu können, das verstehen die dort auch so.

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